Rückblick: Schwarzbrotabend über den Wachstum des Glaubens

„Wie kann Glaube wachsen, damit er nicht an den Problemen des Alltags zerbricht oder abgelegt wird?“ Das war die Ausgangsfrage des Schwarzbrotabends am 21.2.21, der erstmals online tagte.

Viele Mitarbeitende aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen haben sich eingelinkt. Regina Rauh (Dozentin und Theologin am Marburger Studien- und Bildungszentrum. MBS) veranschaulichte anhand der bewährten Forschungsgrundlagen von James W. Fowler (Theologe) sechs Entwicklungsstufen des Glaubens in den einzelnen Lebensphasen und verwies gleichzeitig auf berechtigte Kritik dieses Stufenmodells mit Aussprache im Anschluss.

Stufe 0:

Glaube als Urvertrauen. Grunderfahrungen von Zuverlässigkeit und Fürsorge sind grundsätzlich prägend für das Gottesbild.

Stufe 1: Intuitiver, projektiver Glaube –  ca. 2-6 Jahre

Der Glaube der Kleinkinder sei mehr von deren Vorstellungskraft (Phantasie) geprägt. Erklärungen und Lösungen für die Fragen der Welt und des Alltags werden mit eigenen phantasievollen Möglichkeiten gestaltet. Sachliche Zusammenhänge sind dabei nicht im Blick oder werden auseinander gerissen.  

Stufe 2: Mythisch-wörtlicher Glaube – ca. 6-11 Jahre

Mythen und Geschichten werden wörtlich genommen. Gott wird vorwiegend als Mensch gedacht. Das Kind entdecke in dieser Phase, dass Werte und Zusammenhänge in Geschichten transportiert werden. Die Bedeutung, die hinter dem Wort liegt, könne es noch nicht deutlich erkennen.

Stufe 3: Synthetisch, konventioneller Glaubeca. ab 12 Jahre

Der Jugendliche orientiere sich in dieser Phase mehr an dem Glauben seiner Familie, Gemeinde, Gruppe und seines Freundeskreises („Das macht man so“ - konventionell). Die Inhalte des Glaubens stehen oft unverbunden nebeneinander, haben noch keine innere Logik oder Begründung. Wenn es nicht zu schwereren Krisen komme, könne das Leben in dieser Phase gut bewältigt werden. Schwierig werde es, wenn die Erfahrung von Einsamkeit und Leid die Gruppe, die Halt gab, zerbricht, oder das Vorbild „Schiffbruch“ erleidet. Die Angst vor Zerbruch der Gruppe/Beziehung oder gar der Ausschluss seien in dieser Phase oft der Grund, dass Fragen und Konflikte vermieden werden. Häufig mangele es an Eigenständigkeit/Selbstbewusstsein, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Mit der Veränderung äußerer Umstände (z.B. Umzug, Berufsveränderung, Krise, etc.) werde häufig der Glaube abgelegt, so Rauh.

Stufe 4: Individuierender, persönlicher Glaube

In einer Lebensphase, häufig mit einer Krise verbunden, in der sich die Menschen mit ihrem Glauben auseinandersetzen, könne der Glaube diese persönlichere Stufe erreichen und wachsen. Das Gottesbild, die Eigenständigkeit, das Urteilsvermögen wachse praktisch mit Verinnerlichung des Glaubens.  

Auf Stufe 3 oder 4 richteten die meisten Menschen ihr Leben ein – so Fowler. Auf diesen Stufen sei eine gewisse Selbstsicherheit vorhanden. Man wisse, was richtig und falsch, gut und böse, etc. ist und orientiere sich zusammen mit dem vertrauten Umfeld daran. Einige Menschen würden allerdings merken, dass die Kategorien und Beurteilungen, die gebildet wurden, zu kurz greifen. Sie akzeptieren offene Fragen, dass das Leben nicht in link-rechts, gut-böse, schwarz-weiß einzuteilen ist. Diese Menschen wachsen nach Fowler in den verbindenden Glauben.

Stufe 5: Verbindender Glaube

Menschen mit diesem Glauben entwickeln nach Fowler ein komplexeres Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit und wissen, dass viele Fragen nicht einfach aufgelöst werden können. Diese Menschen würden eine 2. Naivität entwickeln, so Rauh. Eine Naivität, die auf einer höheren Ebene die der Kinder sehr nahekomme. Andere Erkenntnisse und Glaubensinhalte könne auf dieser Stufe ausgehalten und akzeptiert werden, auch die eigene Begrenztheit. Der Druck, die eigene Tradition, den eigenen Glauben ständig beweisen zu müssen, löse sich auf. Es entstehe ein Glaube, der freier macht. Wenn dieser Glaube noch weiter wachse, so Fowler, dann entwickle er sich zu einem universellen Glauben.

Stufe 6: Universeller Glaube

Diese Stufe des Glaubens gegegne man Fowler zufolge  allerdings nur in wenigen Persönlichkeiten der Religion- und Kirchengeschichte (Mutter Teresa, Martin Luther King, Gandhi, Bonhoeffer, etc.). Bei Menschen mit universellem Glauben strahlt Gottes Größe mit seiner Sicht und Handlungsweise deutlicher hindurch.

In der anschließenden Diskussion wurde die Kritik an Fowlers Stufenmodell noch einmal deutlich. Rauh: Wir Menschen können nicht immer nur wachsen. Es gibt auch Rückschritte und die Stufen sind auf Alter und Gruppen durchlässig. Auch freue sich Gott über den Glauben eines Kindes genauso, wie über den Glauben eines gereiften Erwachsenen. Sicher können Differenzierungen mit Blick auf Glaubensinhalt und Auswirkung gemacht werden.

In der anschließenden Diskussion wurde nach Hilfen für Glaubenswachstum gefragt. Letztendlich sei das Begleiten und wertschätzende Zuhören dabei unerlässlich, so Rauh.

Zum Schluss machte sie noch anhand der Rostocker Langzeitstudie deutlich, wie Menschen ohne christlichen oder kirchlichen Hintergrund zum Glauben finden und vom Glauben profitieren können.

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